Laos mit dem Motorrad

Kaum vier Monate nach der Rückkehr von unserer einjährigen Motorradreise, machen wir uns erneut aus dem Staub und fliegen für drei Wochen nach Laos. Die Idee kam uns nach einer Diashow auf dem Horizons Unlimited Treffen. Wir buchen ziemlich spontan einen Flug nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos und mieten uns zwei 250er Enduros.


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Vientiane ist die ruhigste Hauptstadt, die wir je gesehen haben. Obwohl Sie ca. 460.000 Einwohner hat, ist in der Stadt absolut nichts los. Abends werden um 23 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt und auch tagsüber ist es extrem entspannt. Wir schlendern ein wenig herum und schauen uns einige Tempel und das Wahrzeichen des Landes That Luang, eine buddhistische Stupa an. Am nächsten Tag machen wir uns aber direkt auf den Weg. Mit unseren zwei Honda Baja Maschinen fahren wir Richtung Westen immer am Mekong entlang. Der Asphalt hört schon bald auf und wir werden auf trockenen Schotterpisten kräftig eingestaubt. [simage=1179,288,n,right]In Sanakham finden wir am Nachmittag eine Unterkunft, doch die Suche nach etwas Essbarem gestaltet sich schwieriger. Die meisten Laoten sprechen kein englisch und falls es überhaupt eine Karte an den kleinen Straßenrestaurants gibt, ist diese nicht in romanischen Schriftzeichen und für uns daher nicht entzifferbar. Doch nach einiger Zeit erbarmt sich eine Frau und serviert uns die überall vorhandene laotische Nudelsuppe. Die ist sogar ziemlich lecker und wir fallen zufrieden ins Bett.

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Die Städtenamen in Laos werden in Laos übrigens ständig anders geschrieben. Je nachdem welches Buch oder welche Landkarte man in den Händen hält, muss man bei der Suche nach einer bestimmten Stadt einfach nach einem „so ungefähr“ gleich klingenden Städtenamen suchen. Dann sollte es schon passen … Am nächsten Morgen bricht bei Michis Motorrad gleich mal die Halterung des Steitenständers ab. Wir reparieren diese erstmal notdürftig und fahren weiter über eine traumhafte asphaltierte Bergstraße nach Paklai und überqueren zum ersten Mal den Mekong per Fähre. Auf der anderen Seite fahren wir erneut über staubigen Schotter Richtung Norden. [simage=1185,288,n,right]Auf einem kleinen Seitenweg sehen wir zwei Männer mit einem Elefanten, der gemütlich den Weg entlangschlurft. Langsam fährt Michi an ihm vorbei… lustiges Bild. Leider verpassen wir das große Elefantenfestival, das in zwei Wochen in Paklai stattfinden wird. Dann versammeln sich hier 500-800 Elefantenbesitzer mit ihren Tieren und es soll eine Riesenfeier sein. Schade.

Auf der üblen Schotterpiste scheuert sich die provisorische Halterung von Michis Seitenständer ständig wieder durch und wir müssen mehrmals anhalten. Zudem treffen wir auf halbem Weg James, unseren Motorradvermieter, der etwas verloren auf der Straße neben einem LKW steht und uns trocken mitteilt, dass sein Arm gebrochen sei, da er frontal mit dem LKW zusammengestossen sei. Der LKW ist einfach auf seine Straßenseite rübergezogen. Ups… Wir kümmern uns um ihn, bis sein Kumpel zurückgekommen ist und er ins Krankenhaus gefahren wird und erfahren später, dass nicht nur sein Arm sondern auch sein Bein gebrochen ist. Inzwischen geht es ihm aber zum Glück schon wieder besser. Wir schaffen es dann bis zur Dunkelheit nicht mehr wie geplant bis nach Xaignaboury sondern steigen 50 km vorher in der einzigen Unterkunft des Dorfes Nam Pouy ab. Von oben bis unten eingestaubt, gestatten wir uns vor der Suche nach etwas Essbaren eine Dusche. In einem Kiosk kaufen wir anschließend Kekse und Chips fürs Frühstück, denn ein Café gibt es hier nicht. [simage=1187,288,n,right]In einer Garküche finden wir dann wieder eine Suppe und die Besitzerin lässt uns Klebereis und süßes Knabberzeug kosten. Obwohl die Kommunikation nur mit Händen und Füßen klappt, merken wir wie freundlich und neugierig die Einheimischen sind. Wir kosten das überall beworbene Lao-Bier, das hier einen Marktanteil von 99% hat und schwanken nach dem anstrengenden Tag bereits nach einer Flasche zurück zu unserer Unterkunft.

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Wir beschließen den nächsten Tag locker anzugehen und fahren nur bis nach Xaignaboury, schauen uns das Örtchen an, fahren ohne Gepäck eine kleine Tour quer durch die Pampa und essen dann mal wieder Fried Vegetable with Rice. Unsere Lungen brauchen ein wenig Erholung, denn kurz vor unserer Abreise hatte uns beide eine Grippe mit Husten erwischt und durch den vielen Staub husten wir nun ununterbrochen wieder munter vor uns hin.

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Unser nächstes Ziel: Luang Prabang, 1995 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Von Xaignaboury biegen wir nach der Überquerung des Mekongs links auf eine Nebenstraße ab, die sich im Verlauf immer entlang des Flusses schlängelt. Hier gibt es keinen Verkehr, so dass wir heute auch keinen Staub abgekommen und den Tag voll und ganz genießen. Es ist eine schöne Fahrt und wir kommen abends zufrieden in Luang Prabang an. Die Stadt liegt auf einer Landzunge zwischen den beiden Flüssen Mekong und Nam Khan. Sie hat nur 30.000 Einwohner, aber mehr als 33 Klöster sind hier noch in Betrieb und beherbegen rund 2.000 Mönche und Novizen, die man überall in orange gekleidet durch die Straßen gehen sieht. [simage=1209,288,n,right]Wir quartieren uns in einer netten Unterkunft am nördlichen Zipfel der Landzunge ein und erkunden zwei Tage lang die kleine Stadt. Etliche internationale Restaurants und Bars, einen großen Nachtmarkt und zig Tempel sind hier zu erkunden. Auch wenn es sehr touristisch ist, hat Luang Prabang doch seine Entspanntheit und einen gewissen Charme behalten. Die Lage zwischen zwei Flüssen, aber auch die Tempel und schönen Gebäude wirken idyllisch. [simage=1213,288,n,right]Morgens um sechs Uhr schreiten die Mönche die Hauptstraße entlang und nehmen Essensgaben von Gläubigen in Empfang. Leider zeigen viele Touristen trotz der Bitte auf etlichen Plakaten keinen Respekt vor der religiösen Zeremonie und hüllen die Mönche in ein Blitzlichtgewitter oder amüsieren sich dabei, den Mönchen ebenfalls Essen zu geben. Wir finden das einfach nur peinlich und lassen das Geschehen lieber still von der Ferne auf uns wirken.

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Als nächstes wartet auf uns die beste Tour der Reise. Wir fahren von Luang Prabang aus in den Norden und biegen dann rechts auf einen Nebentrack ab. Nach kurzer Zeit fährt hier kein Moped und schon gar kein Auto mehr und wir sind völlig allein in der Natur. Ab und zu kommen wir durch kleine Dörfer mitten im Nichts und sobald unser Motorengeräusch wahrgenommen wird, rennen etliche Kinder aus den Bambushütten, hüpfen wie wild herum und rufen uns winkend „Sabaidee“ zu (das ist das laotische Wort für „Hallo“). Die freudestrahlenden Gesichter bringen uns immer wieder zum Lachen und natürlich geben wir unser bestes jedem Kind zurückzuwinken. Wir können es kaum fassen, wie einfach und abgeschieden die Menschen hier leben. Es gibt in den Dörfern keinen Strom, kein fliessendes Wasser und keine Fahrzeuge. Der Weg zu einem Arzt würde für diese Menschen ewig dauern. [simage=1226,288,n,right]Der Track schlängelt sich auf einen Bergkamm hinauf, hinter einer Kurve müssen wir plötzlich ausweichen, da es sich zwei kleine Jungs mitten auf dem Weg für einen Mittagsschlaf gemütlich gemacht haben. Hier ticken die Uhren in der Tat erheblich langsamer. Die beiden wachen nicht einmal auf, als wir direkt neben ihnen vorbeiblockern. Der Track und die lachenden Kinder machen richtig Spaß. Am Ende stoßen wir auf eine Asphaltstraße, die uns nach weiteren 60 km in den Ort Nong Khiao am Fluß Nam Ou bringt. Wir entscheiden uns, uns im Nong Khiao Riverside Hotel einzuquartieren, das für laotische Verhältnisse mit 35 US$ ziemlich teuer ist. Doch die schön eingerichteten Bambushütten direkt am Fluß mit Blick auf die beeindruckenden Karstberge sind einfach zu verlockend. [simage=1235,288,n,right]Wir verbringen den Tag lesend auf unserem Balkon und bewegen uns nur, um beim Inder etwas zu essen. Herrlich!!

Zurück Richtung Süden machen wir in Vieng Thong Zwischenstopp. Obwohl hier absolut nichts los ist, schaffen wir es nicht weiter, denn mehr als 200 km am Tag sind hier kaum drin. Die Straßenverhältnisse, die etlichen Mini-Dörfchen am Straßenrand und unzählige Tiere auf der Straße verhinden ein zügiges Vorankommen, was aber auch gar nichts ausmacht. So treffen wir in der einzigen Unterkunft des Ortes auf zwei Holländer und zwei Österreicher auf Motorrädern und verbringen den Abend bei Lao Beer im einzigen Restaurant des Ortes. Um neun Uhr fällt allerdings der Strom im ganzen Ort aus und wir sitzen im Dunkeln. [simage=1239,288,n,right]Oft sehen wir unterwegs in den Flüssen kleine „Energiegewinnungsanlagen“: ein Art Dynamo wird durch die Strömung angetrieben und der erzeugte Strom per Kabel direkt in die Bambushütte geleitet. Wahnsinn.

Ursprünglich wollten wir ganz in den Osten des Landes nach Vieng Xay fahren, denn dort soll es nicht nur sehr schön sein, sondern es gibt zudem historisch bedeutsamen Höhlenkomplexe zu besichtigen. In diesen haben sich die kommunistischen Pathet-Lao-Führer und die Bevölkerung neun Jahre lang vor dem Bombenhagel der US-Amerikaner während des Vietnam-Krieges versteckt. [simage=1240,288,n,right]Doch aufgrund des langen Weges und der Kälte, die sich hier in den Bergen breitmacht, entscheiden wir uns dagegen und fahren direkt weiter nach Phonsavan. Die Sitzbänke unserer Maschinen haben sich zu wahren Folterinstrumente entwickelt und die Aussicht auf eine interessante Höhlenbesichtigung kann uns nicht davon überzeugen solche Qualen auf uns zu nehmen.

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In Phonsavan lernen wir dafür sehr viel über die Geschichte des Landes. Im Informationszentrum der MAG (Mines Advisory Group) erfahren wir, dass Laos das meistbombardierteste Land der Welt ist. Während des Vietnamkrieges haben die Amerikaner vor allem den nördlichen Teil mit Bomben gepflastert, da sich hier die kommunistischen Führer aufhielten. Aber auch im Süden wurde durch Bombardements erfolglos versucht, den bekannten Ho Chi Minh Pfad der Vietnamesen zu zerstören, damit Nordvietnam keine Waffen mehr nach Südvietnam bringen konnte. Obwohl Laos auf einer Genfer Konferenz als neutrales Land anerkannt wurde, haben die Amerikaner ihre Bombardierungen fortgesetzt, viele Bomben sogar nur abgeworfen, da sie diese aufgrund schlechten Wetters in Vietnam nicht losgeworden sind. Ein Landung mit den Bomben an Bord wäre für die Sodaten zu gefährlich gewesen. [simage=1242,288,n,right] Wir sind wirklich geschockt von den Zahlen und Bildern, denn 30% der Bomben waren Blindgänger und gehen heute noch in die Luft, wenn bspw. ein Bauer sein Feld bestellen will, Kinder mit den wie Tennisbälle aussehenden Bomben spielen oder die Menschen aus der Not heraus versuchen mit dem Bombenschrot etwas Geld zu verdienen. James hatte uns ausdrücklich davor gewarnt in diesem Gebiet von den Wegen herunterzufahren. Die MAG versucht in Kleinstarbeit Felder zu räumen und die Bomben zu entschärfen, um den ohnehin armen Menschen hier eine Perspektive zu geben. Wenn man die freundlichen zurückhaltenden Menschen in diesem Land erlebt, ist das wirklich herzzerreisend. Für Spenden ist die Organisation sehr dankbar www.maginternational.org/LaoPDR

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Aber es gibt noch mehr in Phonsavan zu sehen, denn hier befindet sich die sogenannte Ebene der Tonkrüge. Auf der Ebene verteilen sich ca. 2.000 bis zu 3 Meter hohe Steinkrüge, deren Alter auf 2.000 – 2.500 Jahre geschätzt wird. Es handelt sich bei den Krügen wohl um Begräbnisstätten einer organsierten Gesellschaft. Bei der Besichtigung kann man überall verstreut große Bombenkrater der amerikanischen Bombardements sehen.

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Eine wunderschön kurvige Asphaltstraße führt uns von Phonsavan nach Vang Vieng, das bei Backpackern sehr beliebt ist. Warum? Keine Ahnung. Der Ort ist absolut trostlos. Backpacker hängen in Bars herum und schauen den ganzen Tag gelangweilt „Friends“. Die einzige Beschäftigung scheint hier Tubing zu sein, bei dem man in einem LKW-Reifen den Fluß herunterschippert und sich zwischendurch in Bars vollaufen lässt. Als Bestätigung erhält dann wohl jeder Teilnehmer ein T-Shirt, das hier dann von allen Backpackern auch einheitlich durch die Gegend getragen wird. Gruselig. Wir verkriechen uns in eine Unterkunft auf der anderen Flusseite und verbringen dort zwei nette Tage mit Andre, Kerstin und Ecki aus Deutschland. Bis auf den ab morgens um vier Uhr hinter unserer Hütte krähenden Hahn, kann man es hier entspannt aushalten. Wir machen eine kleine Tour zwischen den beeindruckenden Bergen entlang, besichtigen eine riesige Höhle und gehen ein wenig schwimmen. Inzwischen ist es hier tierisch warm geworden, die Regenzeit naht.

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Dann geht es auch schon weiter auf unsere letzte Etappe. Zurück in Vientiane freuen sich unsere Hinterteile auf ein paar Tage ohne die brutale Motorradsitzbank. Wir treffen uns erneut mit den drei Deutschen, die glücklicherweise genauso in indisches Essen vernarrt sind wie wir. Wann kann man sich schon mal für 3 EUR beim Inder so richtig den Bauch vollschlagen? Lecker. Aber um halb zwölf ist dann mal wieder Zapfenstreich und wir werden aus dem Restaurant gekehrt.

Guten Nacht, Laos. Wir fanden es richtig klasse hier und vor allem seeehr entspannt.

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2 Gedanken zu „Laos mit dem Motorrad

  1. Hallo Ihr Zwei!
    Das klingt ja sehr nett, ihr habt euch schon wieder auf Urlaub gemacht, das ist gut.
    wir sind seit einer Woche wieder in Österreich und müssen noch an unserer Integration hier arbeiten….
    aber ihr kennt das ja schon,…
    Hoffen euch einmal zu treffen in Österreich oder Deutschland,..
    Liebe Grüße
    Renate u Peter

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